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Natasha Macheiner

Warum sprechen Löffel zu Gabeln, während Susi am Südhang säuselt?


Der Löffel sprach zur Gabel: „Ich bin der Mann, halt du den Schnabel“. Dieser Satz diente nicht vorrangig als Anspielung auf alte Geschlechterrollen, sondern mit ihm waren früher Sprecherinnen und Sprecher in ihrer Ausbildung konfrontiert. Warum genau, erfahren Sie hier. Ebenso, ob auch Sie eine Sprecherausbildung absolvieren sollten.



Foto: © Elements Envato und www.diesprecherin.at


Vera Basler-Eberle - prägend für viele Sprechende und Schauspielende


Die Konversation zwischen Löffel und Gabel und Sätze wie „Susi saß säuselnd am Südhang“ waren alle zu finden im „Sprechtechnisches Übungsbuch: „Ein Unterrichtsbehelf aus der Praxis für die Praxis“ von Vera Balser-Eberle, jener österreichischen Schauspielerin, die wohl prägend für viele Sprechende und Schauspielende gewesen ist. Sie hat nicht nur einst am Burgtheater das Theaterpublikum begeistert, sondern war später auch als Konsulentin für Sprechtechnik am Burgtheater tätig. Schon 1940 unterrichtete sie Sprechtechnik am Max Reinhardt-Seminar.


Bühnendeutsch versus normaler Sprache


Ihre Lehren des „Burgtheaterdeutsch“ hat viele Unterrichtende beeinflusst und wurde daher eben sowohl an Sprechende als auch Schauspielende weitergegeben. So auch an mich. In meiner Zeit beim ORF erhielt ich Anfang der 1990er-Jahre Unterricht von Schauspielerin und ORF-Sprecherin Rosmarin Frauendorfer.


Doch was unterscheidet Burgtheaterdeutsch von normaler Sprache


Wer mich hört, weiß, ich sage nicht „Interesse“, sondern „Inter-esse“. Ich sage nicht „Verein“, sondern „Ver-ein“. Und ich sage auch nicht „Feuer“, sondern „Foier“. Und bei mir wird jedes „und“ zu einem „unt“. All das und vieles mehr lernt(e) man in der Sprechtechnik-Ausbildung.


Generell bezeichnet Burgtheaterdeutsch (oder "Bühnendeutsch") eine spezielle Art der deutschen Aussprache. Vorrangig wurde es von Schauspielenden am Burgtheater in Wien und anderen deutschsprachigen Bühnen verwendet. Daran erkennt man Burgtheaterdeutsch:

  1. Aussprache: Die Aussprache im Burgtheaterdeutsch ist sehr klar und deutlich, wobei auf eine präzise Artikulation der Konsonanten und Vokale geachtet wird. Dies ermöglicht es, dass das gesprochene Wort auch in großen Theatern ohne Mikrofone gut verstanden werden kann.

  2. Betonung: Im Burgtheaterdeutsch wird besonderer Wert auf die korrekte Betonung von Silben und Wörtern gelegt. Dies kann dazu führen, dass die Sprache etwas melodischer und theatralischer klingt als normales gesprochenes Deutsch.

  3. Tempo: Schauspieler, die Burgtheaterdeutsch sprechen, neigen dazu, ein langsameres Sprechtempo zu verwenden. Dies ermöglicht eine bessere Verständlichkeit und ermöglicht dem Publikum, die Bedeutung hinter den gesprochenen Worten besser zu erfassen.

  4. Diktion: Im Burgtheaterdeutsch wird großen Wert auf eine korrekte und elegante Wortwahl gelegt, die sich von der Alltagssprache unterscheidet. Dies kann dazu führen, dass die Sprache formeller und gehobener wirkt.

  5. Intonation: Die Intonation im Burgtheaterdeutsch ist oft ausdrucksstärker und emotionaler als im normalen gesprochenen Deutsch. Dies hilft, den emotionalen Gehalt einer Szene oder einer Figur besser zu vermitteln.


Der Wandel der (Aus)Sprache


Heute gilt Burgtheaterdeutsch oft als veraltet oder künstlich. In der modernen Theaterwelt wird Sprechtechnik nicht mehr so streng gesehen wie noch vor zwanzig Jahren. Wenn Sie z. B. deutschen Sychronstimmen wie Manfred Lehmann in seiner Rolle als Bruce Willis zuhören, werden Sie bemerken, wie weit Schauspielende heute manchmal von Burgtheaterdeutsch weg sind.

Junge (Werbe)Sprechende werden Sie heute wohl auch kaum mehr „Ver-ein“ oder „Inter-esse“ sagen hören.


Was sollten Sie bei Ihren Reden, Vorträgen und Präsentationen übernehmen?


Alles ist allerdings nicht obsolet. Tatsächlich unterstützt auch heute ein langsameres Sprechtempo noch immer die Verständlichkeit. Ebenso die bewusste Trennung, wenn zwei Wörter, die auf „s“ enden und beginnen, wie eben bei Susi saß säuselnd. Ja, ich bin schon bei Ihnen, wie oft säuselt wer beim Sitzen, aber Sie bekommen die Idee. Und auch „unt“ fördert die Verständlichkeit.


Sprecherausbildung als Führungskraft?


Ich werde immer wieder gefragt, ob man als Führungskraft, Redner etc. auch eine Sprecherausbildung machen sollte. Meine Antwort lautet meist „nein“. Eine Sprecherausbildung dauert sehr lange und kostet viel Geld. Dennoch können ein paar Stunden auch für Führungskräften nicht schaden. Damit steigern Sie Ihre Verständlichkeit, lernen Ihre Stimme zu schonen und noch mehr zu überzeugen.


Das Sprechtechnische Übungsbuch wurde übrigens neu aufgelegt: Das neue sprechtechnisches Übungsbuch: Die richtige Aussprache. Ob darin noch immer Löffel und Gabel streiten, kann ich aber (noch) nicht sagen.



Die Autorin:


Hinter dieSprecherin steckt Natasha Macheiner, Sprecherin und Moderatorin aus Leidenschaft seit knapp 30 Jahren. Wenn sie nicht gerade spricht oder moderiert, gibt sie ihr Wissen in Form von Coachings und Seminare an Führungskräfte weiter. Ihr Herz brennt aber auch für Ihre beiden Unternehmen NASHA - moving art and words und Explideo, die sie mit derselben Begeisterung führt, wie sie spricht. Sie möchten Kontakt aufnehmen? Entweder per E-Mail: office@diesprecherin.at oder telefonisch unter: +43 2622 35 109.




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