Die Hände zittern, das Herz rast und der Kopf ist leer – kennen Sie diese Reaktionen Ihres Körpers, wenn Sie vor Menschenmengen sprechen müssen? Dann wissen Sie sicher, das ist Lampenfieber. Und damit geht es Ihnen wie rund 90 % aller Menschen – inklusive Profis. Lampenfieber ist grundsätzlich nichts Negatives! Wenn es wieder weggeht. Hier einige Gründe, warum Sie vor Lampenfieber keine Angst haben müssen.
Mit Lampenfieber sind Sie in guter Gesellschaft
Johnny Depp, Robbie Williams und Adele - sie alle bekennen sich zu Lampenfieber. Damit sind Sie also in guter Gesellschaft. Doch Lampenfieber ist nicht unbedingt etwas Negatives. Ganz im Gegenteil: kurz vor dem Auftritt steigert es die Aufmerksamkeit und Konzentration. Das wiederum führt zu einer besseren Leistung.
Manchmal nehmen die körperlichen Symptome aber überhand. Dazu zählen:
Schneller, flacher Atem
kalte und schweißige Hände
trockener Mund
Erröten und Blässe
Zittern an Armen und Beinen
Übelkeit
Kopfschmerzen und Schwindel
Harndrang und Durchfall
Und das sind nur die häufigsten Symptome.
Lampenfieber ist eine natürliche Reaktion
Lampenfieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine Stresssituation. Das kann sein: eine wichtige Präsentation oder ein Vortrag, eine Prüfung oder die einfache Rede bei der Weihnachtsfeier. Verursacht wird es durch die Angst, Fehler zu machen oder beurteilt zu werden.
Doch warum ist Lampenfieber wichtig? Nun, ein moderates Lampenfieber kann Ihnen dabei helfen, sich zu konzentrieren und energiegeladen zu sein. Eine übermäßige Angst kann hingeben zu einem Blackout führen. Dann wird es schwierig, zu sprechen.
Wie können Sie also Lampenfieber überwinden?
Das wichtigste: Vorbereitung ist die halbe Miete! Je besser Sie vorbereitet sind, desto weniger kann passiert. Doch wie sieht eine gute Vorbereitung aus?
1. Schreiben Sie sich den Text einmal komplett vor und lesen Sie diesen zwei, dreimal durch
Das heißt nicht, dass Sie nicht frei sprechen können. Ganz im Gegenteil. Aber Sie haben einmal in Ihrem Gehirn die Aussagen fertig formuliert. In Stresssituationen kann sich Ihr Gehirn daran erinnern. Es greift also auf Bekanntes zurück.
2. Lernen Sie die ersten zwei, drei Sätze auswendig
Und nur die ersten zwei, drei Sätze. Keinesfalls den ganzen Vortrag! Außer Sie sind Schauspieler*in oder professionelle/r Moderator*in. Warum? Wenn Sie in den ersten Momenten brillieren, dann ist der Rest eine einfache Sache. Ihre Ruhe kommt zurück. Versuchen Sie allerdings eine auswendig gelernte Rede oder Präsentation zu halten, kleben Sie potenziell im Gehirn an einzelnen Worten. Beginnen Sie zu „dichten“, geht sich das Vorbereitete plötzlich nicht mehr aus - Sie reden sich in einen Strudel - und versetzen sich damit selbst in Stress. Glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung ;-) Abgesehen davon laufen Sie Gefahr, dass Ihr Gesprochenes gelesen und nicht mehr natürlich klingt.
3. Visualisieren Sie am Vorabend, wie großartig Sie sind
Stellen Sie sich vor, wie Ihnen die Menge begeistert an den Lippen hängt, Sie tobenden Applaus erhalten und Ihnen die Zuhörer begeistert auf die Schultern klopfen. Sie dürfen und sollen von sich selbst überzeugt sein. Wenn Sie sich am Vorabend einreden, wie schlecht Sie performen werden, wird auch genau das passieren. Zum Glück lässt sich das menschliche Gehirn perfekt selbst belügen. Nicht umsonst wird eine Geschichte ab dem dritten Mal Erzählen zur eigenen – nutzen Sie das für sich.
Vorbereitung der Profis
Sie möchten wissen, wie ich mich auf eine Moderation vorbereite? Genau so. Auch ich formuliere Reden, Vorträge und Moderationen Wort für Wort vor. Halte ich mich auf der Bühne daran? Nein, das würde mir jede Flexibilität nehmen. Aber dadurch dieser Prozess so verinnerlicht ist, hat mein Hirn gelernt, sich den Text bereits beim Schreiben zu merken. Wird es stressig, kann ich mich verlassen, dass mein Hirn weiß, was ich sagen will.
Visualisierung am Vorabend: Ich stelle mir tatsächlich vor, wie großartig die Moderation wird und wie viele lobende Worte ich erhalte. Glauben Sie mir, es funktioniert! Die Visualisierung ist ein Trick aus dem Spitzensport. Wimbledon Gewinner haben Matches schon tausende Mal im Kopf gewonnen, bevor sie dann tatsächlich am Center-Court brillieren.
Wasser trinken: vor Moderationen sorge ich für eine ausreichende Hydration – das fördert die Konzentration. Vor Getränken mit viel Kohlensäure oder Zitrone verzichte ich. Denn Aufstoßen und zu viel Speichelfluss ist beim Reden vor Publikum wenig förderlich.
Verzicht auf Schokolade: Unmittelbar vor der Moderation verzichte ich auf den Genuss von Süßigkeiten wie Schokolade. Denn das verklebt den Mund und führt zu Schmatzgeräuschen. Die sind mit Mikrofon so richtig deutlich hörbar. Trinkt man zu wenig, passiert das auch.
Ruhe wenige Minuten vor dem Auftritt: Wenige Minuten vor einem Auftritt ziehe ich mich zurück (und wenn es auf der Toilette ist), sammle mich und erde mich – dabei stelle ich mir vor, dass meine Füße fest in der Erde verwurzelt sind.
Atmen: ebenfalls wenige Minuten vor dem Auftritt konzentriere ich mich auf meine Atmung. Damit die Sauerstoffversorgung im Gehirn nochmals angeregt wird.
Habe ich Lampenfieber? Auf alle Fälle! Und zwar immer ungefähr fünf Minuten vor dem Auftritt. Meine Erfahrungen: Bin ich nicht aufgeregt, wird auch die Moderation mittelmäßig.
Sie möchten sich auf Ihre Präsentation, Ihre Rede oder Ihren Vortrag perfekt vorbereitet? Fragen Sie nach dem „Fünf vor 12 Training“ von Natasha Macheiner. Selbst wenn Sie an Bühnenangst leiden, können auch Sie mit genug Übung zumindest zum Rampenferkel werden ;-)
Die Autorin:
Natasha Macheiner, alias dieSprecherin, ist Werbesprecherin und war von 1995 bis 2016 TV-Moderatorin. Seit 2000 ist sie darüber hinaus nach wie vor als Eventmoderatorin tätig. Im Laufe Ihrer Karriere ist sie viel Hunderte Male vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Seit 2010 gibt sie ihr Wissen auch in Form von Medien- und Präsentationstrainings weiter – wenn sie nicht gerade ihre beiden Unternehmen NASHA moving art and words und Explideo leitet.
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